Best of - SELECTRONISCH Vol1 - Free Download

Lange habe ich darüber sinniert, nachgedacht und gehadert. Soll ich wirklich ein "Best of"-Album machen oder nicht?! Ist es nicht nur reine Kohlemacherei und zielen solche Alben nicht darauf aus, nochmal ein paar Euro damit zu verdienen. Ich denke, es gibt sicher auch Künstler, die nicht nach diesem Gedanken handeln oder gehandelt haben, sondern tatsächlich nochmal eine musikalische Retrospektive erschaffen wollen. Dies war auch immer mein Gedanke, hatte ihn aber bisher immer wieder verworfen, da ich keine schlüssige Idee für eine Zusammenführung meiner gesamten Schaffenszeit verwirklichen konnte. Eine CD mit den besten Stücken? Bei über 30 Alben schwer zu realisieren. So kam mir dann die Idee eine Triologie daraus zu machen und diese nach und nach zu veröffentlichen. 

Die erste selectronische Auswahl bezieht sich auf die Zeit zwischen 1994 und 2004 bzw. 2002 (die Zeit zwischen 2002 und 2004 beinhaltete tatsächlich eine längere Schaffenspause, in der ich kaum künstlerisch aktiv war). 2002 gab es einen wirklichen musikalischen Bruch und die Distanz zur eigenen Musik war recht groß. Ich kann mich erinnern, dass mich wenig Inspiration begleitet hatte und ich eine gewisse Zeit brauchte um 2005 wieder mit neuer Musik beginnen zu können, aber dazu mehr dann im 2.Teil der Best of Serie.

Die ersten Tracks die auf dem Erstling the Comic Dreamland cosmicdreamland 150zu hören sind, entstanden schon in der Zeit von 1992 bis 1993. Ich hatte bereits ein paar sehr semiprofessionelle Tapes in Minikleinauflage für heimische Regal produziert, ehe sich dann tatsächlich ein echtes Musik-Projekt ergeben sollte. Bei einem meiner ersten Besuche an der Hagener Sternwarte bot das Programm dort diverse Multimedia-Shows mit astronomischen Inhaltes an. Angeregt durch die Tatsache, dass man immer wieder mal neue Beiträge machen wolle und auch Musik dafür suche, ergab sich die Vertonung für das Thema des Hagener Plantenmodells. Der Bild(ene)-Beitrag erklärte die Geschichte dieser einmaligen Einrichtung im Hagener Stadtgebiet. Neben diversen existierenden Stücken komponierte ich über einige Monate auch neues Material und verewigte es auf einem neuerlichen Cassetten-Tape. 1993 war eine gebrannte CD-Erstelllung sündhaft teuer und kostete im Stück gut und gerne 20-25 DM. Jeder verbrannte Rohling war ein Desaster und erst 1-2 Jahre später entschied ich mich für eine Kleinauflage, die ich sogar einigen redaktionellen Verwertern zukommen lies. Neben der Keyboards und dem WDR, gab es auch diverse lokale Zeitungen die über die Musik berichteten. Allerdings hatte ich nicht wirklich mit großer Resonanz gerechnet, schon gar nicht, dass meine Musik im öffentlich-rechtlichen Radio laufen würde. Dies erfuhr ich erst, als mir diverse Bestellungen via Postkarten zugestellt wurden. Nicht nur Privatleute wollten (m)eine CD erwerben, sondern auch ein Vertrieb aus der Eifel (Cue) bestellte Exemplare, die es aber noch gar nicht gab. So wurde ich beinahe "gewungen" meine erste CD zu produzieren.
The Cosmic Dreamland entspricht dem typischen Erstlingswerk. Ordentliche Songs auf einem schlecht gemasterten Silberling. Ich war nunmal in Zeitnot und hatte nicht die technischen Möglichkeiten, dass Album auf allerhöchsten Niveau zu mischen. Der Sound ist in der heutigen Betrachtung eine Katastrophe und voller frequenter Abmischfehler. Zu den Tracks stehe ich inhaltlich absolut und glaube, dass sie für die damalige Zeit durchaus ihre Qualität hatten, denn von Anfang an war klar, ich wollte meinen eigenen musikalischen Charakter entwickeln. Somit entstand damals der typische Erbe-Style. Pionier-Sequenzte Musik mit echten Beats und Melodie. Gerne mit einer Hookline oder eben mit einem unverwechselbaren Erbe-Soundelement. 

Gepuscht vom ersten Erfolg war es ein Leichtes bereits an einem weiteren Album zu arbeiten. Irgendwie verfolgten mich die Eindrücke einer Florida-Reise und die damaligen Themen und Sorgen der Unterwasserwelten. Gerade das Thema des Delphinsterbens und der  Verseuchung der Weltmeere lies mich nicht los und ich wollte genau dies zum Thema des 2. Projektes machen. Light of Sirius Sirius 150 ist die fiktive Reise eines gleichnamigen Unterseebootes, dass die manigfaltigen Eindrücke musikalisch verarbeitet. Auch beim zweiten Album, vermengte sich noch eine Menge Newcomer-Mentalität mit reduzierten Masteringeigenschaften und der Tatsache, dass ich auch noch viel über das richtigen Abmischen von Musik lernen musste. Allerdings überstrahlte die inhaltliche Musik die Defizite deutlich und die Resonanz war überwältigend. Ich glaube ohne LOS wäre ich vielleicht niemals über ein "Hobbyisten-Musiker-Stadium" hinausgekommen. Nicht nur, dass ich als letzter Studiogast in Winfried Trenkler Schwingungen zu Gast sein durfte, ich konnte das Album in ganzer Breite einer (damals noch) sehr großen Hörerschaft präsentieren. Das Haupthema der CD, die Tracks "Hopeless World 1 & 2" standen sinnbildlich für die kommende Erbe-Musik. Darüber hinaus konnten alle Tracks mit einer exzellenten Konstruktion aus verschiedenen elektronischen Musikrichtungen glänzen. Egal ob Berliner Schule-Fans, Technojünger oder Ambientliebhaber, die vermengten Klanggebilde, gab es so bisher nicht im weiteren Feld der "EM" (EM ist die Bezeichung die Trenkler für die eher traditioneller Elektronische Musik verwendete) zu hören. Diese vermeindliche Einmaligkeit verschaffte mir die entsprechende Popularität auch Konzertreihen an der Sternwarte zu etablieren, die etliche Besucher in den Hagener Stadtwald locken konnten. Viele Erbe-Fans betiteln Light of Sirius als ihre Erbe-Einstiegsdroge und verfolgen mein Treiben bis heute. Darüber bin ich sehr dankbar.

Digital Entrance  digital entrance 150war im Jahr 1995 ein weiteres Beispiel für die stetige Weiterführung technischer und kompositorischer Fähigkeiten. Neben der Musik, gab es erstmalig auch keine grossartigen Fehler im Mastering zu bemängeln. Die Streuung der verschiedenen Genres innerhalb der CD war nahezu perfekt und bot eine sehr variable Auswahl an kommerziellen und traditionelleren Tracks. Eine Auswahl zu dem Best of Album fiel mit echt schwer, hätten doch fast alle Stücke verwendet werden können. Im Nachhinein gibt es nur Kritik am Cover-Design zu vermelden. Das Booklet ist und war nicht besonders spektakulär und hätte sicher ein bisschen mehr Aufwand verdient gehabt. Aber auch dies gehört zum Lernprozess. Digital Entrance war für die Zeit ein tolles Album und bekam sehr gute Kritiken. Albrecht Piltz, damaliger CD-Rezenseur der Zeitschrift Keyboards machte auch dieses Album zum CD-Tipp und half zu weiteren Expansion der Fan-Base. 

Wer die frühen Erbe-Alben besitzt bzw. sie kennt, wird Kunststoff, kunststoff 150dass 1997 erschien, als möglichen kleinen Rückschlag bezeichnen. Die Songqualität erreichte nicht ganz die beiden Vorläufer und in Summe lies sich keine besondere Weiterentwicklung erkennen. Dies war darin geschuldet, dass ich über das Jahr große Teile meines Equipments gegen neue/andere Synths ausgetauscht hatte und mehr Zeit in die Anwendung, als mit der eigentlichen Komposition verwenden konnte. Hätte ich damals ein Label gehabt, wäre der Hinweis "arbeite noch weiter an der CD, bevor Du sie veröffentlichst" die einzige richtige Aussagen gewesen. Natürlich gibt es auch ein paar gute und auch sehr gute Stücke, aber eben keine echten Hits wie auf der LOS und der Digital Entrance. Dafür war erstmalig das Artwork anspruchsvoller und interessanter geworden. In der ersten Nachbetrachtung im Jahr 1997 war mir klar, dass ich musikalisch "nachgelassen" hatte. Dies würde sich 98 auf der Intermediate aber wieder grundlegend ändern.

intermediate 150Das weiße Album (so nenne ich es gerne) stellte mich und die Erbe-Fans wieder vollumfänglich zufrieden. Nein, ehrlich gesagt war es ein weiterer Meilenstein und kombinierte gute Musik mit einem sehr ansprechendem Outfit. Zum ersten mal hatte ich einen befreundeten Fotografen engagiert, der mit mir eine umfangreiche Bilderserie in Dortmund machte. Die Bilder passten einfach erstklassig zur Musik. Eher etwas technisch, mit architektonischem Einfluss und schlicht im farblichen Design. Zusätzlich passte der Titel nicht nur sehr gut zum Äusseren, sondern auch das gleichnamige Titelstück war ein echter "Hit". Es gehört sicherlich zu den bekanntesten Erbe-Tracks der vergangenen Jahrzehnte. Intermediate bedeutet auch  "dazwischenliegend" und manifestierte den eigenen Anspruch mit der eigenen Musik in keine der üblichen EM-Schubladen gesteckt zu werden, auch wenn es einige Tracks gibt, die dem traditionellen EM-Genre zu 100% zuzusprechen sind. Es ist aber die Erbe-Machart, auch in Berlin-School-Tracks eingeständige Hook- und Beat-Elemente zu integrieren, die daraus etwas ungehörtes machen lassen. Dies war auf dem 1998er Album wieder ein wesentliches Erfolgsrezept.

Das erste Konzert, dass am Wochenende des 4 und 5. Februar 1995 in der Sternwarte stattfand, hatte ich mit enormen Aufwand vorbereitet. spaceworks 150Schon eine Woche vorher wurde der Saal modifiziert bzw. umgebaut. Neben der kompletten "Christo-Ähnlichen-Verhängung" mit schwarzem Stoff, lieh ich mir einen Video-Beamer aus (450 Mark Miete), installierte eine Traverse mit Licht und drehender Diskokugel. Die gebotene Musik wurde mit auf VHS-Cassetten erstellten Visuals untermalt. Neben diversen 3D Animationen, Astrofotos und Farbspielereien, bot auch die Gesamtatmosphäre ein außergewöhnliche Spannung. Es passten nur knapp 65 Besucher in den kleinen Hörsaal und man saß sehr beengt auf knapp 50qm. Die regionale Presse lobte das Ereignis und die Sternwarte und ich kooperierten in einer freundschaftlichen Synergie, die bis heute weitergeführt wurde.
Somit war über die Jahre auch eine musikalische Zusammenarbeit nicht nur sinnvoll, sondern in jeglicher Hinsicht positiv. Daraus ergab sich jede Menge Musik, die es aber nicht immer auf ein reguläres Album schaffen würde. Deshalb gab es mehrere Compilations, die das gesammelte Material nun endlich zusammführen konnten. united 150

United verewigte aber auch älteres Material und es gab sie nur als handgeklöppelte CDR-Kopie in limitierter Miniauflage. Auch Particular X particularx 150erleidete das gleiche Schicksal, denn eine normale CD-Produktion würde aufgrund der Besonderheit der Stücke wohl nicht so erfolgsversprechend sein. Auch Spaceworks und das Live-Album Worlds Away wurde nur als CDR-Kopie vermarktet, wobei ersteres sicherlich auch als gepresste Industrie-CD erfolgreich gewesen wäre. Es war nun mal auch die Zeit, in der die CD-Verkäufe erstmalig stagnierten und man nicht mal eben eine 1000er Auflage verkaufen konnte. Wie viele andere Künstler, konnte man günstig, gute und durchaus hochwertige CD-Produkte selbst herstellen. Dieses Herstellungs-Konzept habe ich aber ab 2005 wieder fallen gelassen und produziere seit dem nur "echte CD`s".

Ach ja. Und da war da noch Querbeat de Luxe. Das erste kostenlose Erbe-Album, dass verschiedene Erbe-Klassiker erstmalig neu retrospektierte. Es ist aber kein Best-of, sondern eher ein "Mach es nochmal besser oder Anders"-Album. Es war von vornherein klar, dass es sehr kommerziell wird und darauf abzielen sollte, mich und meine Musik im WWW bekannter zu machen. Es hat diese Aufgabe perfekt gelöst. Hatte ich noch einige Jahre die Downloadzahlen nachgehalten, so hörte ich irgendwann auf die Menge zu zählen. Allein in den ersten 2-3 Jahren, wurde es mehrere Hunderttausendmal heruntergeladen. Auch deswegen, weil der Hinweis zum Geschenk an verschiedenen presserelevanten Internetseiten gepostet wurde. Ich stelle mir immer noch vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn jeder nur 1 Euro dafür bezahlt hätte. Aber lassen wir das.
Querbeat de luxe hat auch knapp 20 Jahre später nichts von seinem Charme verloren. querbeat 150 Coole Beats, schicke Hooks und leichtgängiger Sound. Wer die Originale nicht kennt, wird die Stücke genau so mögen, wie die Erstlingskonsumenten. Auch heute laden noch jährlich etliche tausende Besucher diese CD kostenfrei herunter. Und wenn sie letztendlich auch keinen direkten wirtschaftlichen Erfolg gebracht hat, so hat sie ihren Dienst geleistet. Nämlich den, zur Popularitätssteigerung.

Rückblickend gab es immer wieder auch die Möglichkeit, den einen oder anderen "Major-Deal" zu machen. Bedeutet, die Musik in andere Label- bzw. Vertriebshand zu geben. Ich habe es immer verworfen und mir geschworen in allen Dingen unabhängig zu bleiben, alles selbst entscheiden zu können und wirtschaftliche Aspekte so zu steuern wie ich es für richtig halte. Keine Ahnung ob ich es irgendwann verpasst habe, den einen guten Musikdeal gemacht zu haben oder etwas unterlies, was mich vielleicht mehr in die kommerzielle Öffentlichkeit gebracht hätte. Mir war es immer wichtiger, meine Einstellung zur künstlerischen Darstellung und die richtigen Schritte in den Vordergrund zu stellen. Erfolg definiert sich nicht ausschließlich über den wirtschaftlichen Erfolg, über Klickzahlen im Internet oder über Likes unter Beiträgen. Für mich ist Erfolg eine Mischung aus musikalischer Qualität, authentischem Arbeiten und einer vielschichtigen Akzeptanz von Hörern, Konzertbesuchern und meiner eigener Ansprüchen. Alle Alben verfolgen die Strategie der Weiterentwicklung und immer habe ich das Folgeprojekt in einen möglichst großen Kontrast zum vorherigen Album gestellt. Ich bin sicher, dass jede CD seine Existenzberechtigung hat und immer die nächste Stufe zur Erkenntnis der eigenen Möglichkeiten bot. 

sel1 150 72dpiSelectronisch vol 1 enthält 14 Stücke die auf ihre Art besonders sind. Entweder als eingängiger Ohrwurm, als oft gespielter Live-Klassiker oder als Beispiel für die Kombination die ich als Erbe-Style bezeichne. Wer sich darauf einlässt musikalisch in die Zeit zwischen 1994 und 2002 zurückzureisen, wird vielleicht ganz sicher den Spirit der Musik der damaligen Zeit verspüren. Muss man dafür ein bisschen Nostalgisch sein? Klar, es kann nicht schaden, die heutigen Ansprüche an Musik mal etwas zu relativieren und sich den Tracks aus diesem Blickwinkel zu nähern.
Ich wünsche Euch viel Spass bei der Zeitreise und freue mich über Feedback, Emails und Kommentare. Wer den Donate Button gefunden hat, darf ihn gerne (be)nutzen. Es muss aber Niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er es nicht tut.
Hier gibt es Teil 2 und Teil 3. Eine komplette Diskographie (mit den anderen freien Alben) findet ihr hier.

Herzlich 
Stefan Erbe
24.12.2020

01 Visions/ Adventures in Time and Space 2002 /Spaceworks
02 Intermediate 1998 /Intermediate
03 A Sequent Gallery 1994 / Light of Sirius
04 Technique (Querbeatmix) 1994/2002 /The Cosmic Dreamland / Querbeat de Luxe
05 First look into Light 1997 / Kunststoff
06 If you fall in Love 2001 /Particular X
07 Blue Light under frozen Water 1996 / Spaceworks 
08 Follow Me 1995 / Digital Entrance
09 Upwind 1998 / United 
10 Clockwork 1998 / Intermediate
11 Building 1997 / Kunststoff
12 Shadows and Shapes 1998 / Particular X
13 Changing Colors 1995 /Digital Entrance
14 Hopeless World (Part 2) 1994 / Light of Sirius

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